Hellbringer
Neben den Spielen mit historischem Hintergrund ist ja meine zweite große Liebe im Brettspielbereich alles mit vielen Würfeln und Karten. Was kann man da Besseres spielen, als Ameristyle-Spiele.
Gefühlt kam hier letztes Jahr wenig wirklich gutes neues auf den Markt. Lange hatte ich mich an meinen allzeit beliebten „Klassikern“ Townsfolk Tussle, Street Masters oder auch einem Fortune&Glory festgeklammert. Im Herbst kam dann, für mich unerwartet, Hellbringer (von Maxime Gauthier) auf den Plan, was ich bei einem für das Genre bekannten Youtuber (Grüße gehen raus an Becki von „die Nische“) gesehen hatte und dachte: eine Art Dungeon Crawl-Kartenspiel mit vielen Würfeln ? Da brauche ich nicht lange überlegen.
So begann meine Geschichte mit Hellbringer, wo ich in einem Jahr circa 30 Partien gespielt habe.
Worum geht es bei Hellbringer ?

Der Name beschreibt den Spielverlauf eigentlich schon ganz gut. Startpunkt ist der Friedhof in einer sehr düsteren Welt. Als einer von 6 Charakteren (Monk, Paladin, Sorcerer, Warrior, Hunter oder Druid) steigen wir im Laufe des Spiels immer tiefer in eine von Monstern überflutete Welt hinab. Am Ende wartet ein Endgegner auf uns. Wem das bekannt vorkommt, hat vielleicht damals Diablo 1 gespielt. Vom Spielverlauf und der düsteren Welt kann man hier schon Vergleiche ziehen, die Hellbringer aber eigentlich gar nicht nötig hat. Das Spiel an sich ist szenariobasiert und kann sowohl als One-Shot als auch als kleine Mini-Kampagne gespielt werden. Je nachdem was man wählt, bekommt man zu Beginn verschiedene Startattribute oder Fähigkeiten.
„Born from a love of hack-and-slash games and dark fantasy, Hellbringer captures the intensity and atmosphere of the genre’s greatest classics. Every game is different: cards, dice, and your choices shape your adventure.“ – Hellbringer website
Was macht es besonders ?
Das Besondere an Hellbringer ist eigentlich die Art der Progression und der Charakterentwicklung im Spiel. Wir bauen zu Beginn jeder Mission ein Deck aus Karten, wo sowohl unsere Ausrüstung als auch verschiedene Orte, Monster oder Storytriggerpunkte enthalten sind. Zum Ende unseres Zuges müssen wir immer auf unser Handkartenlimit aufziehen, was dazu führt, dass wir darüber steuern können, wie schnell die Story voranschreitet, bzw. wann neue Gegner ins Spiel kommen. Man steht also häufig in einem Konflikt. Spiele ich jetzt 2 Karten, um die Gegner dort besiegen zu können, um dann über das Nachziehen wieder 2 neue Gegner zu bekommen, oder ist es strategisch besser, damit noch eine Runde zu warten, oder meinen möglichen Mitspieler den Angriff machen zu lassen?

Die nächste spannende Mechanik ist das Leveln meines Charakters. Zu Beginn hat jeder Held gewisse Startattribute, je nach Charakterklasse. Töte ich ein Monster, bekomme ich die Karte als XP-Punkt und kann sie einem meiner Attribute zuordnen und dadurch dieses um 1 erhöhen. So werde ich nach und nach stärker, kann mehr Karten ausspielen oder mehr Effekte nutzen, meine Lebenspunkte oder Schild erhöhen etc pp.
Zusätzlich dazu gibt es dann über Erweiterungen noch ein Eventdeck, was ich immer mit dazu nehmen würde, als auch einen Händler, den ich im Laufe des Spiels besuchen kann. Außerdem gibt es verschiedene Equipmentsets die ich sammeln kann, um zusätzliche Setbelohnungen zu bekommen. Thematisch gut eingewoben ist auch das Finden der Ausrüstungsgegenstände im Allgemeinen. Es ist Zufall, wenn ich ein für mich passendes Ausrüstungsteil finde. Im allgemeinen Stapel sind Karten für alle Helden enthalten. Das ermöglicht eine gewisse „swingyness“ im Spiel, macht es für mich aber umso thematischer.

Kritikpunkt am Spiel kann vielleicht die Kampfmechanik sein. Hier würfeln wir einfach Würfel, bedruckt mit 5,10 oder Leerseite und wenn wir den Lebenspunktewert des Gegners damit erreichen, ist der Gegner tot. Das war Anfangs erstmal gewöhnungsbedürftig, im Nachhinein betrachtet liegt darauf aber auch nicht der Fokus. Vielmehr ist es dann am Ende schön, auch mal weit über 20 Würfel gegen einen Gegner würfeln zu können.

Neben der spannenden Progressionsmechanik finde ich vor allem die Liebe zum Detail in diesem Projekt richtig toll. Das Artwork der Karten ist fantastisch, es gibt einen eigenen Soundtrack zum Spiel und es wurden alle Storytexte eingelesen und stehen online zur Verfügung. Atmosphärisch ein richtig schönes Indie-Projekt.
Der Autor Maxime Gauthier hat zusätzlich auch noch Druckdateien für ein Inlay als auch für Playmats zur Verfügung gestellt und beantwortet auf dem dazugehörigen Discord fleißig alle Fragen rund um Hellbringer. Es steht außerdem eine Webapp, sowie ein Online Würfeltool zur Verfügung. Auch die Regelhefte finden sich online.
Für wen könnte es einen Blick wert sein ?
Wer gern Solo oder zu zweit spielt, sollte sich Hellbringer einmal ansehen. Auch zu dritt oder viert funktioniert es gut, finde es persönlich zu zweit aber am besten und habe es auch schon sehr oft Solo gespielt. Fans von Dungeon Crawlern oder Deckbuilding Spielen dürften hier auch ihren Spaß haben und auch alte Diablo-Veteranen dürften hier einige Parallelen entdecken, auch wenn es, wie schon erwähnt, den Vergleich nicht nötig hat. Infos zum Spiel und sämtliche Dateien, Bilder, Soundtracks & Co findet ihr auf hellbringergame.com

(Alle Bilder wurden selbst erstellt, oder standen auf der Website des Verlages als Download bereit)


