Daniels Solosumpf,  Schachtelgeflüster

Interview: Solo Manolo

Willkommen bei unserem ersten Interview mit einer wichtigen Person aus unserem Brettspiel-Hobby! Wir haben heute den meisterhaften, wissenden, wertgeschätzten und einzigartigen Solo-Künstler, der umwerfende, hoch geschätzte Solo Manolo!

Die Pappkameraden wünschen viel Spaß beim lesen!


Lieber Sebastian, möchtest du vielleicht ein wenig von dir erzählen, woher man dich kennt und was du so in unserer Brettspielbubble treibst?

Hallo liebe Pappkamerad:innen und danke für die Einladung. Mein Name ist Sebastian, in der Brettspielbubble kennt man mich vor allem aufgrund meines Podcasts Solo Manolo, den ich seit 2017 betreibe und wo ich schwerpunktmäßig über allein spielbare Brettspiele spreche. Den Solo-Spielen bin ich auch nach acht Jahren noch genau so treu (bzw. eigentlich sogar noch treuer). Allerdings hab ich mich von dem „Solo“ im Namen mittlerweile etwas verabschiedet, seit ich mich letztes Jahr mit der lieben SchnutenMel zusammengetan habe. Nach vierzehn tollen Folgen mit ihr im Rahmen meines eigenen Podcasts haben wir jüngst einen neuen Podcast gestartet: „Mel und Manolo – Gemeinsam solo“. Der Name ist Programm.


Wie kamst du zum Brettspielen?

2011 kam ich mit meiner damaligen Partnerin auf die Idee: „Lass uns doch mal ein Brettspiel kaufen“. So kam die immer noch sehr empfehlenswerte Literatur-Verbrettspielung „Die Tore der Welt“ in unser Haus und oft auf unseren Tisch. Dem folgten relativ schnell weitere Titel wie „Die Fürsten von Catan“, „Carcassonne“, „Dominion“ und „Agricola“ (welches zu Regellernzwecken tatsächlich mein erstes solo gespieltes Brettspiel war). Dies ging ein paar Jahre so weiter, in für heutige Verhältnisse sehr überschaubarem Maße. 2014 waren wir dann erstmals auf der SPIEL. Spätestens da war es um mich geschehen und ich wusste, dass ich hier ein Hobby fürs Leben gefunden habe.


Wie kamst du zum Solo-Spielen?

Der Spieleschrank füllte sich also immer weiter im Laufe der Jahre, und das zog zweierlei „Probleme“ nach sich: Zum einen war mein Spielbedürfnis ein ganzes Stück höher als das von meiner Partnerin, zum anderen hatte die Beziehung ein – von dem vorgenannten Punkt gänzlich unabhängiges – Ablaufdatum. Zum Glück hatte ich zu dem Zeitpunkt bereits die Solo-Spielbarkeit einige dieser Spiele entdeckt (Agricola, Robinson Crusoe) sowie mir das ein oder andere kleinere Solo-Spiel zugelegt (Freitag, SOS Titanic). Mit Imperial Settlers, Viticulture und Mage Knight wagte ich es bald auch, mir größere und teurere Titel zuzulegen, von denen ich wusste, dass ich sie überwiegend allein spielen werde. So entstand meine Liebe zum Solo-Spiel und ich hab nie wieder zurückgeblickt.


Was liebst du an unserem Hobby?

Früher war ich totaler Filmnerd und stand gern lange vor meinem DVD-Regal, einfach nur um stolz auf zu blicken, was ich da über die Jahre alles erworben habe (quantitativ und qualitativ). Diesen Itch scratcht das Brettspiel-Hobby noch viel mehr, einfach weil die Schachteln größer und bunter sind 🙂 Aber das ist natürlich nur einer von vielen Faktoren, wieso ich dieses Hobby liebe. Die moderne Brettspiel-Szene ist noch so jung und es kommen jedes Jahr immer mehr und vor allem interessantere Spiele auf den Markt – sowohl aus mechanischer als auch aus thematischer Sicht. Da tut sich echt so viel und ich liebe es einfach, das hautnah miterleben zu dürfen. Und natürlich darf auch die Community nicht unerwähnt bleiben. Der immer weiter zunehmende Austausch hält das Hobby für mich so frisch und sorgt dafür, dass ich ständig neue Menschen und Spiele kennenlerne und „blind spots“ aller Art beseitigen kann.


Deine Lieblingsspielerfarbe?

Eigentlich gelb. Aber seit ich mit Mel spiele, musste ich mich davon verabschieden. Jetzt ist es lila, was leider noch nicht so weit verbreitet ist in Spielen. Außer bei Lacerda. Deshalb spiel ich wahrscheinlich so gern Lacerda-Spiele. Danke für die Farbe, Ian.


Wenn du einer Person, die gerade frisch ins Brettspiel Hobby allgemein kommt und keine Brettspiel Erfahrungen hat, aber gerne solo spielen möchte, welches Spiel würdest du dieser Person empfehlen und warum?

Mein erster Gedanke war „Kniffel for One“. Jeder Mensch kennt Kniffel. Knizia zeigt, wie man mit einem simplen Kniff(el) daraus ein spaßiges und süchtig machendes Solo-Spiel machen kann, das selbst Vielspieler:innen, die sonst nie solo spielen, begeistert. Könnte mir also gut vorstellen, dass man auch Brettspiel-Neulinge sehr gut damit abholen und dazu motivieren kann, sich mit weiteren (Solo-)Spielen zu beschäftigen.


Jetzt dieselbe Frage ein wenig anders: Nehmen wir an, wir haben eine Person, welche viel Erfahrung im Brettspiel Hobby hat, aber nur im Mehrspieler Bereich, welches Spiel würdest du hier empfehlen, um ins Solo-Spielen zu gleiten?

Da fällt mir die Antwort leicht: Sucht Euch die Spiele aus Eurem Regal aus, die solo spielbar sind, und probiert sie aus. Dann wisst Ihr nicht nur schon mal, dass Euch das Spiel gefallen wird, sondern müsst v.a. nicht die eigentlichen Spielregeln lernen, sondern „nur“ noch die fürs Solo-Spiel. Damit ist schon mal eine große Hürde genommen, an der viele meiner Ansicht nach scheitern.


Warum sollte ich an einem Sonntag den Controller oder das Buch zur Seite legen und stattdessen solo spielen?

Ich verbringe den Sonntag am liebsten mit meiner Frau und meinen Kindern, also bin ich wohl die falsche Person für diese Frage 😉 Aber das mit dem Buch ist ein guter Punkt, damit kann ich das Solo-Spielen durchaus vergleichen: Man kann sich so richtig schön hineinvertiefen und alles um sich herum vergessen. Ist natürlich blöd, wenn man dabei nicht ungestört bleibt. Ich meine, stellt Euch vor, Ihr seid an der spannendsten Stelle in Eurem Buch, die Hauptfigur schwebt in Lebensgefahr und der Killer ist ihr auf den Fersen, und dann…und dann…und dann…BÄMM, werdet Ihr von der Seite gefragt, ob Ihr nicht endlich mal den Müll runterbringen wollt. Solo-Spielen erzeugt in seinen besten Momenten für mich genau diesen Sog. Deshalb spiel ich auch am liebsten komplexere Spiele, weil ich da diesen Zustand besonders gut erreichen kann. Es sei denn natürlich, ich muss den Müll runterbringen.


Wenn du ein Spiel auswählen müsstest, um auf einer Messe das Solo-Spielen in seiner gesamten Schönheit zu repräsentieren, welches nimmst du und warum?

John Company Second Edition (ich höre Daniel jubelnd aufschreien), weil Ricky Royal es hier geschafft hat, für ein sehr komplexes Spielsystem einen Bot zu kreieren, der mit relativ wenig Grundregeln nachvollziehbare und intelligente Entscheidungen trifft und mit dem man sogar verhandeln kann. Besser geht’s kaum. Darüber hinaus sieht das Spiel auch schön aus.


Gibt es ein Spiel, dass du gerne lieben würdest, aber der Funke nicht überspringt?

Gloomhaven.


Was ist denn momentan dein liebster “Mechanismus” und warum genau dieser?

Am liebsten mag ich Maschinenbau…sorry…“Engine Building“, weil ich da ganz klein anfange und mich ich stetig weiterentwickle und am Ende auf das blicken kann, was ich gebaut und erreicht habe, und mich darüber freuen kann, egal ob ich gewonnen oder verloren habe. Das war ein langer Satz.


Gibt es ein Spiel, das dich gebrochen hat, in dem Sinn, dass du es nicht durchdrungen hast, was du dir nicht zugetraut hast oder Ähnliches?

Ich hatte über die Jahre einige Spiele, die lange ungespielt im Regal standen, weil ich starke Berührungsängste damit hatte – I’m looking at you, Mage Knight und John Company! Aber dann kam irgendwann der Punkt, wo ich mich den Ängsten gestellt und sie erfolgreich geknackt habe. Zum Glück, denn beide Titel gehören mittlerweile zu den Lieblingen in meiner Kollektion. Und so ist das generell bei mir: Wenn ich einmal anfange mich mit einem Spiel zu beschäftigen, dann zieh ich das auch durch, egal wie komplex oder kompliziert es ist. Also hörst Du, Fields of Fire? You’re next!


Was ist momentan auf deinem Solo Tisch aufgebaut?

Space Empires 4X, mit ungeclippten Countern.


Auf welches Spiel, das demnächst in einem Paket vor deiner Tür abgelegt wurde, freust du dich am meisten?

Speakeasy von Vital Lacerda!

(Anmerkung der Pappkameraden: WIR! (Ich!) auch.)


Gibt es außerhalb des wirklichen Solo-Spiels etwas, worauf du dich im Brettspiel Jahr 2026 freust?

Dass ich hoffentlich mal wieder die SPIEL besuchen kann. Das letzte Mal war ich da 2019.


Welche 3 Fragen würdest du gerne an die Pappkameraden stellen?

Auf welches gemeinsame Lieblingsspiel könntet Ihr Euch einigen?

JOHN COMPANY 2nd Edition

Wenn Ihr dem Brettspielen komplett entsagen müsstet, welches Hobby würde dann diesen Platz einnehmen?

Chantal:

Meine alte Liebe Geocaching.

Julian:

Vermutlich Fotografieren.

Daniel:

Ich würde mich wieder in die untiefen der hochkomplexen Computer-Strategiespielen hingeben. Ich spreche hier von sowas wie: Gary Grigsby’s War in the East 2 – wo eine Runde 6-8 Stunden dauert und die gedruckte Anleitung 512 Seiten dick ist.

https://store.steampowered.com/app/1775550/Gary_Grigsbys_War_in_the_East_2

Wieso muss ich drei Fragen stellen?

Chantal:

Frag Daniel! 😜


Hast du einen Wunsch an diesem Blog?

Macht genau so weiter, ich finde den Blog und Eure bisherige Arbeit super!


Ihr wollt mehr von Solo Manolo erfahren? besucht seine Website: https://udfa2h.podcaster.de/ und hört einfach seiner wohlklingen Stimme in seinem Podcast zu! Er freut sich! 

https://udfa2h.podcaster.de

Die Bilder in diesem Blog-Post sind freundlicherweise von Solo Manolo bereitgestellt. (Ausnahme der Screenshot, welcher von Steam stammt, siehe Verlinkung.)

Ein Kommentar

  • Chantal

    Vielen Dank für dieses tolle Interview Sebastian! Ich selbst spiele tatsächlich auch der Gesellschaft wegen gerne, aber ich hab gerade richtig Lust, mein Buch zur Seite zu legen und zum Spieleschrank zu gehen. Insbesondere den Tipp, einfach mit Altbekanntem in die Solowelt zu starten, mag ich sehr.

    Viele Grüße, Chantal

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