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Die monatliche Missionsakte Okt.2025

Das Spielejahr 2025 ist bei mir ein verhältnismäßig ruhiges im Vergleich zu den Vorjahren. Viele Themen abseits von reiner Spielzeit, worunter diese dann natürlich etwas gelitten hat. Der Oktober sollte aber ein Ausrufezeichen setzen, da er mit einem Spielwochenende begann und auch endete (wobei ich über letzteres wohl im November berichten werde). Außerdem standen zusätzlich dazu ja noch die Messe, sowohl eine Partie High Frontier 4 All als auch eine Partie Elisabeth I an.

An Spielewochenenden verfolge ich immer den Grundsatz: Kein Spiel unter 2h, was oft zu verwunderten Blicken meiner Mitmenschen führt, ich aber dort einfach Eventspiele spielen möchte, die man sonst nur schwer auf den Tisch bekommt.

Züge über Züge

Shikoku 1889

So startete der Monat fulminant mit Shikoku 1889, einem 18XX für „Einsteiger“. Hier hatte ich letztes Jahr beim gleichen Event meine Erstpartie, nun sollte die zweite folgen. Die Mitspieler waren wie gemacht für diese Art von Spielerfahrung, es war eine sehr angenehme, tolle Runde. Leider hatte diese und die am Tag darauffolgende Partie Railways of the Lost Atlas einen großen „Nachteil“… ich bin ins nächste Rabbithole gefallen und ich kann euch sagen, es war kein normaler Hase..

18XX Titel spielen meist alle im 19. Jahrhundert (daher der Name) und befassen sich mit dem Ausbau des Eisenbahnnetzes in einer bestimmten Region. Das besondere hierbei ist der dynamische Aktienmarkt. Im Spiel kaufen wir uns in verschiedene Eisenbahnfirmen ein und Ziel des Spiels ist es, den meisten privaten Gewinn zu erwirtschaften. Wir müssen also erkennen, wann es gut ist Aktien zu kaufen oder verkaufen, wann wir dem Mitspieler gezielt in die „Parade fahren“ sollten und vor allem sollten wir darauf achten, immer ein paar gute Züge am Start zu haben. Denn: Züge können rosten! Das was ich daran besonders schätze sind die eigentlich schlanken Regeln, die immense Spieltiefe und Interaktion und das viele 18XX sehr ähnlich aufgebaut sind und leicht erlernbar wie bei COINs, wenn man erst einmal eins kennt.

Daher eines meiner Highlights im Oktober: 18XX

Railways of the lost Atlas

An diesem Wochenende kamen natürlich auch noch diverse Wehrles auf den Tisch: Molly House, Arcs, Pax Pamir (Über Molly House berichtete ich bereits). Hier sei nur gesagt, dass sich Molly House wirklich richtig gut entwickelt, wenn man es häufiger mit erfahrenen Spielern spielt ohne immer erklären zu müssen, was in welchen Situationen auf welchen Stapel abgelegt wird etc… Da hat es sich für mich nochmal einen ordentlichen Sprung nach vorn gemacht.

You are now an evil necromancer!

Cave Evil

Ein weiteres Highlight war mit Sicherheit Cave Evil, was sich mit vier Spielern gegen Ende etwas zog, aber immer ein fantastisches Event ist und immer schön ist mit neuen Spielern zu spielen, die gerade erst diese düstere Welt entdecken. Hier spielen wir „Evil Necromancer“ die sich in einer Höhle befinden… doch auch diese eh schon bösen Necromancer sind hier nicht alleine… irgendwo gibt es etwas noch Böseres. Ziel des Spiels ist es der „Last Necromancer standing“ zu sein, sprich als einziger zu überleben, oder eben das Awakening Evil zu besiegen…was nur selten möglich ist. Man könnte es auch als „Death metal – Das Brettspiel“ bezeichnen, da das Artwork wirklich einzigartig ist. Durch unzählige Karten gibt es super viel zu entdecken und die kuriosesten Kreaturen werden auftauchen..entweder um sich uns anzuschließen, oder um uns zu jagen. Ernst nehmen darf man dieses Spiel nie so ganz, da viele Regeln leider etwas schwammig sind und oftmals einfach eine Absprache zwischen den Spielern erfolgen muss. Dennoch immer super lustige Runden.

Überraschung Stonemaier

Im Oktober außerdem fasziniert hat mich Vantage. Wenn ich Stonemaier Games oder Jamey Stegmaier höre, bin ich eigentlich meist direkt raus. Für mich sind das selten wirklich schlechte Spiele, aber meist einfach völlig interaktionslose Engine Builder ohne starkes Thema. Dennoch hatte ich nach vielen guten Berichten und einem günstigen Angebot im unkowns-Forum dann doch mal den Drang mir das anzusehen. Und ich muss sagen, dass es uns von der ersten Minute wirklich begeistert hat. Es ist super schnell aufgebaut und erklärt und dennoch hat man unendlliche Möglichkeiten in dieser offenen Welt. An jedem Ort ergeben sich eigentlich mindestens 6 Optionen, wie es weiter gehen kann und es macht einfach Spaß alles zu entdecken, ohne das es eine Kampagne ist. Für uns perfekt um es mal unter der Woche abends „schnell“ zu spielen. Die Spielzeit variiert schon stark und auch die Behauptung es mit 4-6 Leuten spielen zu können, finde ich sehr gewagt. Alles in allem aber nach den ersten 6 Partien eines der schönsten Spielerfahrungen 2025.

Raketenwissenschaften

High Frontier 4All

Kommen wir zu High Frontier 4 All. Meine Erstpartie mit anderen Spielern. Bisher nur 2x Solo probiert und seitdem begeistert von diesem Spiel. Aber die Regeln selbst sind natürlich erst einmal eine Hürde, wenngleich das Spiel am Ende eigentlich nicht so schwer ist, wie man vielleicht denkt. Wir hatten uns zu dritt verabredet und wollten ein kurzes Spiel über 4×12 Runden machen. Die Regeln waren nach ca 45min hoffentlich verständlich erklärt und dann konnten wir auch starten. Schön an dem Spiel ist allein schon, dass man den Spielaufbau nach kurzer Zeit erledigt hat.

In High Frontier geht es darum, mit einer Rakete das Sonnensystem zu erkunden und Planeten oder andere Himmelskörper zu bebauen. Hierbei liegt der Fokus, auch spielmechanisch, sehr auf dem möglichst effektiven Bau der Rakete. Für jede Rakete brauchen wir einen Antrieb, um überhaupt starten zu können und je mehr Teile wir verbauen, desto höher wird natürlich das Gewicht und damit steigt natürlich auch der Triebstoffverbrauch. Möchten wir einen Planeten besiedeln, will aber auch die Crew und diverse andere Gerätschaften für den Bau einer Fabrik mitgenommen werden. Daher ist hier eine gute Planung sehr entscheidend. Hat man seine Rakete fertig, startet man vom LEO (low earth orbit) ins All. Die Route sollte klug gewählt sein, an verschiedenen Punkten (Burns) verbrauchen wir Treibstoff, während uns Flybys gratis weiterfliegen lassen. Siegpunkte werden im wesentlichen über Fabriken oder die Glory Chits gemacht, die wir beim erkunden erhalten können.

Nach ziemlich genau 6h war die Erstpartie High Frontier beendet, die Lernkurve so steil wie die Startrampe einer Rakete. Ich fand es wieder sehr gut und habe viele Ideen wie ich beim nächsten Mal effektiver spielen möchte. Allerdings muss die nächste Partie auch zeitnah erfolgen, damit ich bei den Regeln nicht wieder von vorn anfange. Aber keinen Druck… vom weight mag es erst einmal abschrecken (4,82) und auch die Regeln selbst sind nicht ohne, spielerisch ist es dann aber nicht so kompliziert wie man vermutet und daher auf jeden Fall mal einen Blick wert!

Protestantismus ? Nein danke!

Nach zwei Tagen Messe stand dann noch die Erstpartie von Virgin Queen an. Für viele das Spiel der Spiele, für mich bisher ein unentdecktes Universum. Ein Freund, der das Spiel bereits einige Jahre besitzt, hatte sich bereit erklärt, die Regeln aufzubereiten und eine schlagkräftige Truppe für dieses Unterfangen zu organisieren. Gespielt habe ich per Losverfahren in meiner Erstpartie Frankreich, die ich relativ geradlinig fand. Wäre bei freier Wahl nicht meine erste Wahl, aber auch keine schlechte. Frankreich möchte die Wissenschaft und die Kunst voranbringen und viel heiraten. Gefühlt sollte es versuchen die Waage zwischen England und Spanien zu halten und zeitgleich den Protestantismus nicht zu stark in Frankreich eindringen lassen. Die Regeln wurden wunderbar erklärt, alle Spieler hatten Bock und die Partie bot dann viele extrem spannende Momente. Die Engländer wollten z.B. unbedingt Edinburgh erobern, hatten aber Probleme ihre eigenen Söldner angemessen zu bezahlen, sodass diese schon vor dem ersten Angriff geflohen waren. Auch im weiteren Verlauf gelang es nicht die Schotten zu vertreiben. Am anderen Kartenende bekriegten sich lange die Osmanen und das Heilige Römische Reich. Gegen Ende der dritten Runde bin ich dann mit Frankreich um einen Punkt am Sieg vorbeigeschrammt und konnte in Runde 4 dann leider nicht die Aufstände in Irland und den Papststaaten für mich nutzen, um während der Runde zu gewinnen. Natürlich war damit klar, dass die meisten auf mich draufhauen werden und so musste ich erstmal Ergebniskosmetik betreiben. Im Zuge dieser Unruhen konnte die osmanische Spielerin dann etwas unbehelligt Stützpunkte einnehmen und somit mit der letzten Karte noch einen militärischen Sieg erringen.

Mit Sicherheit in Teilen eine vielleicht etwas untypische Partie mit der Frage ob der Verlauf in einer erfahrenen Runde auch so hätte sein können, dennoch eine richtig spannende und vor allem extrem angenehme Runde mit den beteiligten Spielern, die bald Wiederholung finden wird.

 

Virgin Queen

 

Sheriff in Eureka Springs gesucht

Townsfolk Tussle

Einer der Titel, der sich über die letzten Jahre wirklich nach oben gespielt hat, ist Townsfolk Tussle. Im Oktober kam er wieder 2x auf den Tisch. In Eureka Springs ist der langjährige Sheriff verstorben und jetzt kommen Bösewichte in die Stadt. Wir als Spieler müssen die Stadt gegen diese Bösewichte verteidigen und einer von uns wird der neue Sheriff werden. Das ganze ist ein mechanisch ein sehr simpler Bossbattler, der aber durch mehrere Dinge wirklich zu glänzen weiß: Es ist ein one-shot, wir kämpfen gegen drei bis vier Bosse auf unterschiedlichen Schwierigkeitsgeraden in ca. 3-4h. Hier ist jeder Boss individuell und zusätzlich können wir in jedem Kampf mit unterschiedlichen Terrain-Teilen interagieren, sei es der grummelige Farmer, ein Gemüsebeet, ein Bienenstock oder das Plumpsklo.. überall wartet die ein oder andere Überraschung auf uns. Die Charaktere sind alle asymetrisch, haben coole, thematisch passende Fähigkeiten und das Artwork und auch der Humor ist grandios. Auch nach rund 20 Partien fühlt es sich immer noch frisch an. Für Fans würfellastiger, kooperativer Spieler auf jeden Fall einen Blick wert!

Mir fällt es schwer DAS Highlight im Oktober zu benennen, da wirklich extrem viel sehr gutes dabei war. Von den 95 gespielten Stunden im Oktober waren für mich Shikoku 1889, High Frontier, Molly House und Virgin Queen wohl die herausragenden Erlebnisse. Die Aussicht auf den November ist ähnlich spielreich, es stehen noch zwei Wochenenden sowie eine Partie Twilight Imperium an. Seid also gespannt liebe Pappkameradenkameraden!

Ein Kommentar

  • CallMeAlex

    Diese barbarischen Schotten können sich schonmal warm anziehen, wenn die Engländer frisch gestärkt vom Weihnachtsessen im Dezember zurückschlagen werden!

    War in jedem Fall eine schöne Erstpartie und hat Lust auf ne Wiederholung gemacht. Für mich dieses Jahr sicherlich eines der größten Highlights.

    Bei Vantage kann ich eure Begeisterung auch voll verstehen. Glaube gerade mit Partnerin zu zweit unter der Woche ein sehr cooles Spiel wo man schöne Geschichten erleben kann.

    Grüße von einem Spielekünstla

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